Mythor - 097 - Tempel der Rache by Kneifel Hans

Mythor - 097 - Tempel der Rache by Kneifel Hans

Autor:Kneifel Hans
Die sprache: deu, fra
Format: epub
veröffentlicht: 2011-09-23T04:00:00+00:00


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Zwischen dem breiten Hang des Ufers und dem Wegweiser des Irrsinns, an dem Necron den müden Rappen anhielt, erstreckte sich ein nahezu flaches Stück der Düsterzone.

Der Amboßsee hatte seinen Wasserspiegel zweifellos gesenkt, denn sonst würde Necron nicht die klirrenden, weithin hallenden Geräusche hören können, die der unsichtbare Hammer auf dem Amboß erzeugte.

Zwischen den Baumstämmen glaubte er undeutliche Bewegungen ausmachen zu können. Als er noch einmal in dieselbe Richtung starrte, sah er das erste, winzige Licht.

»Prinz Odam!« sagte er voller Erleichterung.

Auf dem Wegweiser, der zweifellos in die Irre führen sollte, glaubte Necron einen abgetrennten, riesigen Unterarm mit sieben Fingern zu sehen, eine Menge weißer Knochen, die mit straff gespannter Haut bedeckt waren. Zwischen den Fingern hing tatsächlich ein Hammer, aus Holz geschnitzt. Und ebenso natürlich war es, daß der Arm in die Richtung deutete, in der der Amboßsee nicht lag. Necron grinste grimmig in sich hinein - wieder erkannte er, daß er sich die Gesetzmäßigkeiten der Düsterzone noch immer zunutze machen konnte. Er lenkte das dahintrottende Tier in die entgegengesetzte Richtung und blieb auf dem Pfad, den er mehr ahnen als sehen konnte.

Ein zweites Licht tauchte auf.

Dann ein drittes. Der Rappe hob den Schädel, zog witternd und geräuschvoll die Luft ein und wurde von allein schneller. Das Tier spürte die Nähe der anderen Tiere, dieser riesigen Kolosse, die von den Schlackenhelm-Kriegern gelenkt und bewohnt waren.

Necron beruhigte den Rappen und ließ die Zügel fahren. Der Hengst würde seinen Weg dorthin allein finden, und das Tier war müde geworden. Er überließ es dem Pferd, die Strecke auf seine Weise zurückzulegen. Das Dröhnen und Klirren des unsichtbaren Hammers auf den riesigen Amboß, der in unregelmäßiger Folge aus dem Meer tauchte und dann von selbst zu klingen begann, wurden lauter. Diese Laute zogen den Rappenhengst bis ins Ziel.

Necron zog einen nassen Fuß aus dem Steigbügel und legte den Stiefel aufs Sattelhorn. Er bemerkte zufrieden, daß immer mehr Lichter hinter der Baumreihe zu sehen waren. Es war von rund zwei Dutzend Yarls die Rede gewesen. Noch sah er keine Krieger; sie würden ihn in kurzer Zeit anhalten und dann, hoffte er, zu Prinz Odam bringen. Auch er war müde, und an vielen Stellen juckte seine Haut. Das Gift der Pilze hatte also doch einige Spuren hinterlassen.

Unerwartet früh tauchten zwischen den Bäumen bewaffnete Männer auf. Kurze Kommandos ertönten. Dann loderten einige Fackeln auf, und die Krieger in ihren schrecklichen Helmen aus wachsendem Staub drängten sich in einem Kreis um Necron. Einer rief mit lauter Stimme, die hohl aus dem Mundloch seiner gezackten Kopfmaske hallte:

»Du bist an der Grenze unseres Lagers, Fremder! Was suchst du hier?«

Ein anderer Mann fiel dem Pferd in den Zügel und hielt den Rappen an. Aber der Hengst fühlte die Sicherheit seines Reiters und wurde nicht unruhig.

»Ich suche Prinz Odam und komme geradewegs aus Ash’Caron. Shaer O’Ghallun schickt mich!« erwiderte Necron ruhig. »Schon einmal habt ihr mich mit euch genommen, nachdem eure Tierchen meinen Schrein zertrümmert und den Samt meiner Kleidung in den Dreck gestampft hatten.«

»Ist dein Name Necron? Der Alleshändler? Der Feind Luxons?«

Necron stieß ein grimmiges Gelächter aus.



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